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Biographie,
wer
war Avicenna
Arzt,
Naturwissenschaftler, Philosoph, Astronom
Abu Ali
al-Hussein Ibn Abdallah Ibn Sina
* 979 in
Afschana (bei Buchara; Usbekistan)
† 1037
in Hamadan (Persien)
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In der
orientalischen Welt gilt Abu Ali Ibn Sina (lateinisch: Avicenna)
neben Abu Bakr Muhammed ibn Zakariya al-Razi - den Muslimen als
einer der wichtigsten Ärzte und Gelehrten aller Zeiten. Mit
ihm, dem "Fürsten der Ärzte", wie er bisweilen
ehrfurchtsvoll genannt wird, wurde der Höhepunkt der
orientalischen Medizin erreicht. Auch in Europa galt der
Universalgelehrte und Arztphilosoph fast 700 Jahre lang bis zum
Beginn der modern Medizin als unbestrittene Autorität.
Avicenna
wurde als Sohn eines staatlichen Würdenträgers in Afschana
nahe der usbekischen Stadt und Landschaft Buchara geboren, wo
er Philosophie und Medizin studierte. Wie Avicenna in seiner
Autobiographie schreibt, kannte er bereits im Alter von 10
Jahren den Koran auswendig, und auch einen großen Teil der
damaligen Standardwerke der schöngeistigen Literatur vermochte
er als Knabe zu rezitieren. Mit 16 Jahren, so erzählt er
weiter, beherrschte er alle Wissenschaften, später habe er sie
nur vertieft. Als Erbe eines großen Vermögens führte
Avicenna ein Wanderleben an persischen Höfen, wo er als Arzt,
Astronom, Staatsmann und Schriftsteller wirkte. Bereits im
Alter von 18 Jahren ernannte ihn der Samanidenherrscher von
Buchara als Anerkennung für seine außerordentlichen
medizinischen Fähigkeiten zu seinem Leibarzt. Die letzten 14
Jahre seines Lebens verbrachte Avicenna als Leibarzt und
wissenschaftlicher Berater am Hofe des Fürsten von Isfahan.
Von dem Kalifen von Bagdad zu Lebzeiten mit dem Titel eines
Scheichs ausgezeichnet starb er aufgrund seines ausschweifenden
Lebenswandels nur 58-jährig in Hamadan.
Avicenna
war ein brillanter Heilkundiger und Denker mit herausragenden
Leistungen auf den Gebieten der Medizin und der Philosophie.
Sein um 1030 entstandenes Hauptwerk Al-qanum fi at-tibb = Canon
medicinae (Kanon der Medizin) löste die Klostermedizin des
christlich-lateinischen Abendlandes durch wissenschaftliche
Verfahren ab und zählte im Mittleren Osten wie in Europa lange
zu den bedeutendsten medizinischen Lehrbüchern. Es wurde zur
Grundlage der wissenschaftlichen Heilkunst und stand
gleichrangig neben den Schriften des Hippokrates (um 460 - um
370 v. Chr.) und des Galen (129-199) an allen bedeutenden europäischen
Universitäten. Das Werk besteht aus fünf Büchern, in denen
die gesamte Medizin der damaligen Epoche systematisch und
mustergültig klassifiziert und den Kenntnissen entsprechend
abgehandelt wird: Anatomie, Physiologie, Pathologie, Innere
Medizin, Chirurgie, Geburtshilfe, Fieberlehre und
Arzneimittellehre. Beeinflusst von Hippokrates und Galen erhebt
Avicenna darin den Anspruch, das heilkundige Wissen der alten
Welt endgültig abgeschlossen zu haben. Die fünf Bücher
gliedern sich in Abschnitte, die aus Unterweisungen oder
Doktrinen bestehen. Eine Doktrin zerfällt in Summen, diese
wiederum in Kapitel, und dieses bildet schließlich das
Grundelement des beeindruckenden Gesamtwerkes. Allein die
Kommentare in dem Werk bilden einen eigenen Literaturzweig. Für
die Studenten der Medizin komprimierte Avicenna das Werk zu
einem Gedicht in 1.326 Knittelversen. Die erste lateinische Übersetzung
erfolgte im 12. Jahrhundert durch den italienischen Gelehrten
Gerhard von Cremona (1135-1187), die hebräische Ausgabe wird
auf 1491 datiert. In arabischer Sprache erschien die Schrift
1593 als zweites in dieser Sprache gedrucktes Buch überhaupt.
Zwischen 1400 und 1600 wurde das Werk insgesamt 36-mal gedruckt
und wirkte bis Ende des 18. Jahrhundert in ganz Europa.
Auch die
philosophischen Schriften Avicennas bedeuteten einen
Meilenstein in der Geschichte vor allem der Philosophie. Sein
diesbezüglich bekanntestes Werk trägt den Titel "Kitab
ash-Shifa" ("Die Heilung") und enthält Beiträge
über aristotelische Logik, Metaphysik, Psychologie,
Naturwissenschaften und andere Themen. Wie viele
mittelalterliche Philosophen leugnet Avicenna die
Unsterblichkeit der menschlichen Seele, Gottes Interesse an
Einzelereignissen sowie eine Erschaffung der Welt in der Zeit.
Ausgehend von der Seelenlehre des Aristoteles (384-322 v. Chr.)
differenziert Avicenna die drei Seelenvermögen (animalische,
vegetative und mineralische Seele) weiter aus und ordnet sie
der Weltseele unter. Damit widersprach er der im Islam
vorherrschenden Auffassung und somit zentralen
Glaubensinhalten, was ihm zwar die Feindschaft sunnitischer
Theologen einbrachte, doch seinen philosophischen Einfluss
keineswegs schmälerte. So beeinflusste sein Werk unter anderem
den scholastische Denker und Theologen Thomas von Aquin
(1225-1274) maßgeblich.
Wie groß
sein Ansehen selbst im christlichen Abendland war, zeigt sich
auch an der Tatsache, dass ein Abbild von ihm ein buntes
Fenster des Mailänder Doms ziert.
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